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„Karle hosch scho gwußt…“

2020-12-07

…dass wir zurzeit in einem mehr oder weniger präsidialen System leben? Alle Corona-Maßnahmen werden uns über Ängste und Drohungen vermittelt. Keine offene Diskussion, keine Erläuterung von Grafiken, Zahlen, Daten oder Fakten. Der Bürger hat gefälligst zu glauben, was man ihm sagt. Nun ist es nicht so, dass ich nicht an den Virus und dessen schreckliche Auswirkungen glaube – man hört und sieht es ja täglich. Mein Ärger richtet sich dagegen, dass erwachsene Menschen vom Staat wie kleine Kinder behandelt werden. Dass es auch anders geht, beweist unser Nachbarland Österreich. Zufällig habe ich gesehen, wie im österreichischen Fernsehen der erneute Lockdown im Oktober/November verkündet wurde: Es wurden detaillierte Grafiken gezeigt, Daten erläutert und eben auch ehrliche Zweifel über den beschlossenen Weg geäußert. In einer Demokratie müsste das selbstverständlich sein. Unsere Politik hingegen spricht mit uns Bürgern als würden wir nichts begreifen. In Salami-Taktik werden uns häppchenweise neue Maßnahmen und Regeln serviert – Kindern verbietet man ja auch nicht gleich alles, der Protest und das Geschrei wären sonst zu groß. Der Staat wäre besser beraten, uns als das zu behandeln, was wir sind: essenzielle, mündige Teilhaber. Die Maßnahmen, Regelungen und Hilfspakete, die die Regierung ständig beschließt, betreffen uns nicht nur direkt und unmittelbar, es wird letztlich ja auch unser aller Geld dafür ausgegeben. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit muss man im Gegenzug erwarten dürfen. Die Regierung würde gut daran tun, ihr Verhalten neu zu gestalten. Wir sind mündige, interessierte und gebildete Bürger – ihr seid unsere Vertreter. Bitte behandelt uns so und verhaltet euch so! Allerdings: Für eine Verhaltensänderung fehlt trotz allem wohl der akute Auslöser. Dass Millionen Bürgerinnen und Bürger in Kurzarbeit geschickt werden und deshalb eine teilweise beträchtliche Gehaltskürzung ertragen müssen, berührt Politikerinnen und Politiker nur intellektuell: Es ist ein Problem, für das eine Lösung her muss. Aber es berührt sie nicht direkt und persönlich. Ihre Diäten werden nicht gekürzt, freiwillig tun werden sie das schon gar nicht! Wer so bequem in seinem Sessel sitzt, hat keinen Ansporn, sein Verhalten zu ändern. Unser Trost und Ansporn hingegen: Die nächsten Wahlen kommen.